Reise-Tipps für Passau

Das bayerische Venedig

Ansicht von Passau
Barocke Grenzstadt, Stadt des Kabaretts, Stadt der drei Flüsse, Studentenstadt: Passau ist so vieles – auf kleinem Raum. Die besten Tipps für Ihre Städtereise

Bei einem Spaziergang durch die barocke Altstadt von Passau, ganz im Osten von Bayern, liegt immer ein bisserl Dolce Vita über allem. Nicht nur wegen der hübschen Cafés entlang der kleinen Gässchen, sondern vor allem dank der architektonischen Schönheiten der Altstadt. Sie zwängt sich auf die schmale Landzunge zwischen Inn, Donau und Ilz – und genau das macht ihren Flair aus.

Wie ein Schiffsbug schieben sich die barocken Häuserfassaden zwischen die Flussarme. Dass 1662 ein Großbrand die gesamte mittelalterliche Stadt zerstörte, erscheint aus heutiger Sicht als städtebaulicher Glücksfall: Der damalige Passauer Fürstbischof Wenzel von Thun ließ die Stadt von den berühmtesten italienischen Baumeistern im italienischen Barockstil wieder aufbauen.

Tipps für die Barockstadt Passau

Heute sind die schwingenden Formen, Säulen, Kuppeln, Giebel und geschmückten Fenster nicht mehr wegzudenken. Das beeindruckendste barocke Bauwerk, der Passauer Dom St. Stephan, hebt sich majestätisch auf einer kleinen Anhöhe über die Altstadt. Von Mai bis Oktober spielt der Domorganist Ludwig Ruckdeschel immer um 12 Uhr mittags auf der größten Domorgel der Welt mit 17.974 Pfeifen und 233 Registern. Dann ist der Dom meist bis auf den letzten der 1200 Plätze besetzt – mitzuerleben täglich außer sonntags.

Von hier ist es nicht weit zur Höllgasse, der Straße der Künstler. Die Kreativen der Stadt machen ihre Ateliers ganz weit auf für alle Neugierigen, die vorbeischlendern und ihre Zeichnungen, Keramiken, Aquarelle und Plastiken bewundern wollen.

Ein guter Platz für eine Pause ist das Café Unterhaus in der Höllgasse direkt an der Donau. Es ist zugleich Galerie, Atelier und Raum für Puppentheater, DJ-Sessions, Live-Konzerte und Lesungen.

An der Donau geht es die letzten Meter bis zum Drei-Flüsse-Eck. Ganz an der Spitze der Landzunge kommt man dem Element Wasser auf besondere Weise nah. Wer Glück hat, kann hier genau sehen, wo sich die drei Flüsse verbinden: Blau schimmert die Donau, grün fließt der Inn heran und ganz schwarz erscheint die Ilz.

Der Blick schweift zur herrschaftlichen Veste Oberhaus, einer der größten erhaltenen Burganlagen Europas mit unvergesslichem Panoramablick, bis hinüber nach Österreich. Überhaupt: Österreich. Das Nachbarland erscheint den Passauern oft näher als so mancher Flecken im Norden Deutschlands.

Wasser, Kunst und Esskultur: Passau bietet für jeden etwas

Wer nach all dem italienischen Barock ein wenig österreichische Luft schnuppern möchte, der kehrt in der Heilig-Geist-Stift-Schenke ein. Der Wirtsgarten mit seinen Weinreben und den mit Efeu abgetrennten romantischen Lauben erinnert sofort an österreichische Buschenschanken. Seit über 650 Jahren wird hier stiftseigener Wein aus der Wachau ausgeschenkt. Die Frittatensuppe, der Tafelspitz und die Palatschinken gehören natürlich ebenso dazu.

Ein echter Tipp ist das Passauer Schnitzel, eine Art Cordon Bleu gefüllt mit Champignons, Speck, Käse und Zwiebeln. Das gibt’s bei den Wirtsleuten Wolfgang und Helena Wagner im Gasthaus „Zum Grünen Baum“ – seit ein paar Jahren übrigens in renovierten Räumlichkeiten: Beim Jahrhunderthochwasser 2013 wurde das Gebäude schwer beschädigt.

Wer abends unternehmungslustig ist, besucht das berühmte Scharfrichterhaus, ein überregional bekanntes Kleinkunst- und Kabarett-Theater. 1977 als „Modell der Gegenkultur in der Provinz“ eröffnet, ist es heute bekannt als Heimat niederbayerischer Kabarettgrößen wie Sigi Zimmerschied und Bruno Jonas.

Und das Programmkino des Scharfrichterhauses schafft es fast jedes Jahr, unter die besten fünf Programmkinos Deutschlands gewählt zu werden. Auch in der Internationalen Jazzszene hat das Haus einen Namen.

Beim Abendspaziergang über die drei Brücken von Inn, Donau und Ilz fühlt es sich so an, als hätte man mehr Städte besucht als nur eine.

3 Insider-Tipps vom Kulturredakteur 

Raimund Meisenberger, Ressortleiter Feuilleton, „Passauer Neue Presse“

Der Passauer Raimund Meisenberger

Jazzclub Café Museum: Das „Wohnzimmer“ unter den Liveclubs – in der ersten Reihe musst Du aufpassen, dass Dir das Saxofon nicht ins Gesicht fliegt. Mit rund 150 Konzerten im Jahr der Aktivposten im Passauer Kulturleben.
cafe-museum.de

Festspiele Europäische Wochen Passau: Das Klassikereignis der Stadt, 1952 gegründet von US-Offizieren zum Zweck der Friedenssicherung. Internationale Solisten und Orchester im Juni und Juli, Klavierfestival im Herbst und neu ab 2018: Osterfestspiele mit Barockmusik.
ew-passau.de

Zeughaus: Nicht nur Jugendzentrum, sondern Heimat des Pop und Rock in Passau. Hier spielte die österreichische Pop-Band „Wanda“, kurz bevor sie berühmt wurde. Sonntags gibt es hier immer ein Kindertheater.
zeughaus-passau.de

3 Insider-Tipps von der Mama

Maria Hauner, Mutter von Laurenz (3)

Die Passauerin Maria Hauner

Schlosspark in Freudenhain: Wir sind viel draußen, Sommer wie Winter. Da gibt es in Passau viele traumhafte Fleckerl, zum Beispiel diesen wunderschönen Schlosspark am Nordufer der Donau. Da düst Laurenz gern mit dem Laufrad durch oder plantscht im kleinen Bächlein, das durch den Park fließt.  

Stausee im Stadtteil Hals: Überhaupt ist Wasser immer Thema in Passau. Von den drei Flüssen ist uns die Ilz am liebsten. Hier gibt es wunderschöne verschlungene Wanderwege. Der Stausee ist ein Pflichtplatzerl im Sommer – dort trifft man Kinder, Studenten, Rentner, das Leben halt …

Tante Emmer: Einkaufen gehen wir am liebsten in der Grabengasse: Bei „Tante Emmer“ gibt es neben köstlichen unverpackten biologischen Lebensmitteln auch leckeren Kaffee und eine bezaubernde Besitzerin, die die Kinder auch mal selbst an die Waage lässt.

2 Insider-Tipps vom Feinschmecker

Cornelius Martens, Redakteur von "Pasta!", Stadtmagazin für Genusskultur

Der Passauer Redakteur Cornelius Martens

Das Wirtshaus „Kreuzweis“ von Melanie Arenz und Ihrer Mama Heidi in der Pfaffengasse 7 muss man einfach gerne haben: Die alten Wirtshaustische, die kantigen Holzbänke in Kombination mit dem nüchternen, Fliesenboden und dem schönen Gewölbe machen es zu einer ehrlichen Boazn im positivsten Sinne.
kreuzweis.de

„Esskultur Umami“: In reduziertem Ambiente ist in der Grabengasse 13 diese kleine, brandneue Asia-Streetfood-Bar entstanden, die authentisches Essen jenseits von Chop Suey und Glutamat-Einerlei bietet. Das schmeckt alles so, wie es soll – und nicht so, wie der Deutsche bisher dachte, dass asiatisches Essen schmeckt.
esskultur-passau.de

Drei Lebensarten

… vermischen sich hier in Passau: die bayerische, die italienische und die österreichische. Das bayerische „Mia san mia“ können die Passauer besonders gut – Wirtshaus-Sitzen, Schafkopfen, Maibaumkraxeln, ein wenig Granteln. Nicht umsonst ist Passau schon seit Jahrzehnten bekannt für seinen politischen Aschermittwoch, zu dem Parteien jeglicher Couleur (vor allem aber die CSU) in den Festhallen und Zelten auf die Tische hauen.

Doch das ist nur die eine Seite. Passau ist bunt! Menschen aus anderen Kulturkreisen sind hier mehr als willkommen. Studenten aus ganz Europa kommen zum Studieren hierher in die 50.000-Einwohner-Stadt und fühlen sich wohl.